Autor: Matthias

  • Mit der Weisheit am Ende

    Es ist so einfach, schlaue Sprüche raus zu hauen. Vor allem wenn es einen nicht betrifft. Und dann kommt dieses Ereignis, das einen richtig mitnimmt.

    Schlechte Dinge passieren. Sie passieren immer und überall. Und dann sind wir doch überrascht, wenn es uns trifft. Warum ich? Warum nur ich?

    Und man weiß, dass man schlau ist und eigentlich recht hat und alles durchschaut – aber in diesem Moment bringt es einem nichts und klingt, als ob man sich selbst verarschen möchte.

    Was bringt einen die ganze Philosophie, oder bei manchen der Glaube, oder Hoffnung, dass alles wieder besser wird? Man kann durch sein Denken ja nicht, die Realität beeinflussen, oder?

    Aber ich glaube, dass die Zeit, in der man in Ruhe und Frieden über solche Sachen nachgedacht hat, einen auf schwere Zeiten vorbereiten kann. Und zwar nicht nur geistig, sondern auch körperlich. Und dass danach wieder gute Zeiten kommen. Und in beiden Zeiten sollte man sich erlauben, zu lachen! Auch wenn gerade alles Müll ist. Gerade, weil gerade alles Müll ist.

    Ich bin bei folgender Erkenntnis gelandet, was die Wichtigkeit solcher Zeiten in meinem Leben angeht:

    Herausforderungen und Stress machen uns zu dem, der wir sind.
    Ruhe und Frieden erlauben uns zu sein, wie wir sind.

  • Scream into the Void and hopefully the Void screams back

    Es gibt Tage, da fühlt sich Schreiben im Internet an, als würdest du mitten auf einem verlassenen Parkplatz stehen und einfach losschreien. Deine Stimme hallt über Asphalt und leere Einkaufswagen hinweg, doch zurück kommt nichts außer Stille. Manchmal antwortet höchstens der Wind – oder eben ein Bot, der dir höflich anbietet, Bitcoin zu kaufen.

    Und genau das beschreibt ungefähr 90 % unserer Online-Kommunikation: Wir investieren Stunden, Tage, Wochen unseres Lebens, um Meinungen zu äußern, die niemand liest – außer vielleicht irgendeiner KI, die unsere Gefühle als Trainingsmaterial nutzt. Das ist nicht nur tragisch, sondern auch absurd. Willkommen im Zeitalter des digitalen Existentialismus: Wir schreien in den Void und hoffen verzweifelt, dass irgendjemand zurückschreit.

    Das Problem ist, unsere digitale Kommunikation leidet unter etwas, das Medienwissenschaftler als „Kontext-Kollaps“ beschreiben. Plötzlich befinden sich auf einer einzigen Plattform alle möglichen Menschen gleichzeitig. Kollegen, Freunde, Familie, völlig Fremde, und vor allem sehr überzeugend wirkende Maschinen. Die Folge ist, dass du nicht mehr genau weißt, für wen du überhaupt sprichst. Du redest, aber dein Publikum bleibt gesichtslos, diffus und abstrakt.

    Genau deshalb werden, glaube ich, zwei scheinbar gegensätzliche Kommunikationsformen ein überraschendes Comeback erleben: Persönliche Blogs auf der einen Seite und kleinere Communities wie Discord-Server oder klassische Foren auf der anderen.

    Blogs, weil sie genau diese Leere bewusst akzeptieren: Sie sind der digitale Gegenentwurf zum ständigen „Engagement Bait“ auf Social Media. Wer bloggt, tut dies nicht, weil er unmittelbar Zustimmung oder Reaktion erwartet, sondern weil er weiß, dass echte Gedanken und Reflexionen Zeit brauchen – und nicht beantwortet werden müssen oder sogar sollen. Das ist digitales Schreiben als eine Art Meditation. Ja, du schreist in den Void, aber zumindest schreist du freiwillig, bewusst und ohne falsche Erwartungen.

    Kleine Communities dagegen bieten genau das Gegenteil: Sie schaffen einen klaren sozialen Kontext, eine Art digitale Präsenz, ein Gefühl dafür, dass dein Gegenüber tatsächlich existiert. Es geht hier nicht bloß um Bestätigung oder Likes, sondern um die Gewissheit, dass hinter den Namen echte Menschen stehen – Menschen, die eine eigene Stimme, eine eigene Geschichte und echte Gedanken mitbringen. Es ist diese soziale Realität, die heute so dringend fehlt. Deshalb fühlen sich kleine, geschlossene Räume wie Foren oder Discord-Server plötzlich wieder attraktiv an: Sie geben uns nicht nur eine Bühne, sondern auch die Gewissheit, dass die Plätze im Publikum tatsächlich besetzt sind.

    Ich würde das gerne „Social Proof“ nennen:

    Social Proof
    Ich weiß, dass die anderen Menschen echt sind, weil ich mit ihnen gesprochen habe oder jemanden kenne, der sie kennt. Vertrauen entsteht durch geteilten Kontext und sichtbare Verbindungen.

    Vielleicht sehnen wir uns einfach nach einer neuen digitalen Klarheit, nach einer Form von Kommunikation, in der wir wissen, mit wem wir eigentlich sprechen. Nichts ist ermüdender, als ständig gegen eine Wand zu reden und dabei nur halb sicher zu sein, ob die Wand eigentlich zuhört.

    Das gilt im echten Leben genau so wie im digitalen, und es gilt für echte Menschen genau wie für Bots.

    In dem Sinn: Fröhliches Schreien.

  • Dieser Blog soll zum Nachdenken anregen

    Ich habe gerade eine Rezension auf Steam für Old Man’s Journey gelesen: „Dieses Spiel regt zum Nachdenken an.“

    Natürlich. Alles regt irgendwie zum Nachdenken an. Der letzte Marvel-Film genauso wie die vegane Pizza von gestern oder die unerwartet hohe Stromrechnung. „Kann Spuren von Nüssen enthalten“ auf den Cornflakes und ich denke kurz drüber nach, ob ich allergisch bin. Wow. So deep. So thoughtful.

    Herzlichen Glückwunsch. Willkommen in der Welt der Tiefgründigkeit. Du Philosoph.

    Können wir also bitte aufhören, jedes Mal, wenn uns zu einem Thema absolut gar nichts einfällt, diesen ausgelutschten Satz „Regt zum Nachdenken an“ rauszuhauen? Was soll das überhaupt heißen? Worüber denkst du nach? Warum? Was hast du dabei gedacht? Oder hast du’s einfach geschrieben, weil du in der Schule gelernt hast, dass man irgendwas schreiben muss, wenn einem nichts einfällt? Halloooo, ist da oben gerade Licht an?? Sag was! Trau dich!

    Du wirkst so stumpf und langweilig. Öde. Nicht mal dumm, sondern schlimmer: Apathisch.

    Vielleicht liegt es daran, dass wir einfach keinen Bock haben. Aber warum dann überhaupt was schreiben? Ich glaube, wir leben in einer Zeit, in der niemand mehr nichts zu sagen haben darf. Wir müssen immer smart wirken. Clever. Reflektiert. Doch das Problem ist: Wir haben Angst, dabei erwischt zu werden, wie wir gerade nicht smart sind. Nicht clever genug, nicht reflektiert genug – und, oh nein, vielleicht sogar ehrlich verwirrt oder ratlos.

    Also greifen wir zur ultimativen Joker-Karte: „Regt zum Nachdenken an.“ Es klingt tiefgründig, und niemand kann dich wirklich dafür kritisieren. Denn: Was gibt’s schon Schlechtes daran, dass etwas Gedanken auslöst? Genau genommen nichts. Außer vielleicht, dass wir verdammt noch mal nicht sagen, welche Gedanken das sind und diese scheiss Aussage damit komplett wertlos ist. Ist es die existenzielle Angst vor dem Leben, die Furcht vor Einsamkeit, oder denken wir bloß darüber nach, warum zur Hölle wir die Landschaft in diesem Spiel verschieben müssen?

    Wir bleiben bewusst vage, und mich nervt es ehrlich so sehr. Ich flipp da fast aus.

    Dabei könnte es so einfach sein: Sag doch einfach mal, was genau dich bewegt! Sag, du verstehst es nicht. Sag, es macht dich wütend. Sag, es berührt dich. Sag, es nervt. Sag irgendwas, aber hör endlich auf, deinen leeren Kopf hinter einer leeren Phrase zu verstecken.

    Das jedenfalls werde ich in diesem blog versuchen.